Diabetes in der Schwangerschaft vorbeugen

Ernährungsberatung zur Vorbeugung von Schwangerschaftsdiabetes

Diese Faktenbox soll Ihnen helfen, den möglichen Nutzen und Schaden einer Ernährungsberatung zur Vorbeugung eines Schwangerschaftsdiabetes abzuwägen. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Sie basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Informationsbox wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt.

Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Durch Veränderungen im Stoffwechsel der Mutter während der Schwangerschaft können Blutzuckerwerte vorübergehend ansteigen. Von einem Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) wird gesprochen, wenn der Zuckerspiegel im Blut mehrere Male bestimmte Grenzwerte erreicht oder diese übersteigt. Ungefähr 5 bis 13 von 100 Frauen entwickeln einen Schwangerschaftsdiabetes [1, 3]. Die Zahlen variieren nach Bevölkerungsgruppen.

Im Regelfall sinkt der Blutzuckerspiegel nach der Geburt wieder ab und normalisiert sich. Ein Schwangerschaftsdiabetes bedeutet daher nicht, dass eine dauerhafte Erkrankung an der Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus die Folge ist [2].

Risikofaktoren für erhöhte Blutzuckerwerte sind:

  • Übergewicht (Body Mass Index – BMI über 25) oder
  • Fettleibigkeit (Adipositas, BMI über 30) der werdenden Mutter,
  • ein vorangegangener Schwangerschaftsdiabetes.

Zudem gilt eine Diabetes-Erkrankung von nahen Verwandten als ein Risikofaktor für erhöhte Blutzuckerwerte bei Schwangeren [2].

Zu den möglichen Folgen eines Schwangerschaftsdiabetes gehört, dass Neugeborene im Durchschnitt etwas größer und schwerer bei der Geburt sind (über 4.000 g) [2]. Dadurch steigt das Risiko für Geburtsverletzungen bei Mutter und Kind (z.B. Verletzungen im Genitalbereich der Mutter, Hängenbleiben der Schulter des Kindes im Becken der Mutter). Auch können Geburtsverzögerungen auftreten, die mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen während der Geburt (z.B. verminderte Sauerstoffversorgung des Kindes) und für einen Kaiserschnitt einhergehen. Diese Notfallsituationen sind jedoch selten [3].

Ein erhöhter Blutzuckerspiegel erhöht das Risiko für die seltene Schwangerschaftserkrankung Präeklampsie, bei der der Blutdruck steigt, mehr Eiweiß mit dem Urin ausgeschieden wird und es zu Wassereinlagerungen im Körper (Ödemen) kommt. Eine unbehandelte Präeklampsie kann Mutter und Kind schaden [2].

Wie wird Schwangerschaftsdiabetes festgestellt?

Frauen zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche (6. bis 7. Monat) können einen Test auf Schwangerschaftsdiabetes in Anspruch nehmen. Der Test ist eine Standarduntersuchung und wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ziel der Untersuchung ist es, herauszufinden, wie der Körper auf eine hohe Zuckerzufuhr reagiert.

Wie funktioniert der Zuckertest?

Beim sogenannten Zuckertest (Glukosetoleranztest) wird in einem ersten Schritt in 200 ml Wasser gelöster Zucker (50 g Traubenzucker) getrunken und nach einer Stunde der Zuckergehalt im Blut überprüft (Zuckervortest). Übersteigt der Blutzucker den Normalwert von 7,5 Millimol pro Liter (mmol/L, 135 mg/dL), wird einige Tage später ein weiterer, etwas aufwändigerer Test angesetzt. Hierbei wird zunächst der Blutzuckergehalt auf nüchternen Magen bestimmt. Das bedeutet, dass acht Stunden vor der Blutabnahme nichts mehr gegessen und außer Wasser nichts mehr getrunken werden darf. Anschließend werden 75 g gelöster Zucker in 200 bis 300 ml Wasser getrunken und nach einer Stunde sowie erneut nach zwei Stunden Blut abgenommen und jeweils der Blutzucker bestimmt. Ein Schwangerschaftsdiabetes liegt vor, wenn ein oder mehrere Blutzuckerwerte folgende Grenzwerte erreichen oder überschreiten:

  • Nüchternwert: 5,1 mmol/L (92 mg/dL)
  • nach einer Stunde: 10,0 mmol/L (180 mg/dL)
  • nach zwei Stunden: 8,5 mmol/L (153 mg/dL) [1].
Was bedeutet Ernährungsberatung?

Eine Ernährungsberatung zielt darauf ab, das Bewusstsein von Frauen in Bezug auf ihre Ernährung zu erhöhen und potenzielle Risikofaktoren für die Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes zu verringern. Aufgrund der Stoffwechselveränderungen in der Schwangerschaft kann ein Schwangerschaftsdiabetes jedoch bei jeder Schwangeren auftreten [2].

Die Faktenbox

In der Faktenbox werden die Schwangerschaftsvorsorge mit Ernährungsberatung und die Schwangerschaftsvorsorge ohne Ernährungsberatung hinsichtlich ihres möglichen Nutzens und Schadens miteinander verglichen. Schwangere Frauen erhielten entweder eine Ernährungsberatung oder keine Ernährungsberatung, bevor ein Test zur Feststellung des Blutzuckers (Glukosetoleranztest) durchgeführt wurde.

Was ist der Nutzen von Ernährungsberatung? Welche Schäden können auftreten?

Möglicher Nutzen

Mögliche Schäden

Die Grafiken lesen sich wie folgt:

Etwa 13 von je 100 Frauen mit und ohne Ernährungsberatung entwickelten einen Schwangerschaftsdiabetes.

Etwa 10 von je 100 Frauen ohne Ernährungsberatung und 3 von je 100 Frauen mit Ernährungsberatung entwickelten einen durch die Schwangerschaft bedingten Bluthochdruck. Das bedeutet, dass bei etwa 7 von je 100 Frauen eine Ernährungsberatung einen schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck verhindern konnte.

Die Zahlen in der Faktenbox sind gerundet. Sie basieren auf 11 Studien mit etwa 2.800 Teilnehmerinnen [3].

Kurze Zusammenfassung

Ernährungsberatungen konnten das Auftreten eines Schwangerschaftsdiabetes und einer Präeklampsie nicht verhindern. Jedoch litten etwa 7 von je 100 Frauen, die eine Ernährungsberatung erhielten, seltener an einem schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck. Unterschiede bei Kaiserschnitten oder Dammrissen konnten nicht festgestellt werden.

Was ist noch zu beachten?

Der Zuckervortest mit 50 g Traubenzucker steht gegenwärtig durch seine geringe Aussagefähigkeit in der Kritik. Er entspricht nicht den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Vereinigung der Arbeitsgruppen zu Diabetes und Schwangerschaften (IADPSG). In der Praxis kann es daher vorkommen, dass direkt der etwas aufwändigere Zuckertest mit 75 g Traubenzucker angeboten wird, ohne den Zuckervortest im Vorhinein durchzuführen. Der aufwändigere Test ist jedoch durch das medizinische Fachpersonal bei gesetzlich Versicherten nicht abrechenbar und Schwangere müssen ihn unter Umständen selbstständig als so genannte Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) zahlen [5].

Liefern die Ergebnisse Beweise (Evidenz) für den Nutzen und Schaden der Ernährungsberatung?

Die Beweislage ist insgesamt von niedriger bis sehr niedriger Qualität. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Ergebnisse zur Entstehung von Bluthochdruck, Präeklampsie und Notwendigkeit eines Kaiserschnitts durch weitere Forschung verändert werden (niedrige Beweislage). Die Ergebnisse zur Entstehung eines Schwangerschaftsdiabetes und zu Verletzungen im Genitalbereich sind nicht vertrauenswürdig (sehr niedrige Beweislage).


Quellen

Die Faktenbox wurde erstellt durch: © Harding-Zentrum für Risikokompetenz (Direktor Gerd Gigerenzer) an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg (Universität Potsdam). Die Informationen für die Faktenbox wurden den folgenden Quellen entnommen:

[1] Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Gestationsdiabetes mellitus (GDM): Diagnostik, Therapie und Nachsorge (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 057-008. 28.02.2018.

[2] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Schwangerschaftsdiabetes 2020. Abrufbar unter: Link (22.10.2020).

[3] Tieu J, Shepherd E, Middleton P, et al. Dietary advice interventions in pregnancy for preventing gestational diabetes mellitus. Cochrane Database Syst Rev 2017(1):CD006674.

[4] Gemeinsamer Bundesausschuss. Früherkennungsuntersuchungen im Überblick 2016. Abrufbar unter: Link (28.10.2019).

[5] Schäfer-Graf UM, Gembruch U, Kainer F, et al. S3-Leitlinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Diagnostik, Therapie und Nachsorge 2018. AWMF Registrierungsnummer 057/008, Februar 2018). Geburtshilfe Frauenheilkd. 2018;78(12):1219–1231. doi: 10.1055/a-0659-2596.

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